Deutsch-polnisches Bürgerforum in der Europa-Union Kassel e.V.

Wer wir sind?

Wir sind eine Gruppe von Mitgliedern der Europa-Union Kassel e.V. mit besonderem Interesse an der Weiterentwicklung der guten deutsch-polnischen Beziehungen und der Zusammenarbeit im gemeinsamen Europa. Die Gruppe ist im Herbst 2016 entstanden. Der Auslöser zu unserer Entstehung gab die im Mai 2016 von der Europa-Union e.V. in Kassel organisierte Veranstaltung zur Europa-Woche mit dem Hauptthema Polen. Wir sind überparteilich und überkonfessionell.

Unsere Ziele

Ziel unseres Engagements ist die Verbesserung der Beziehungen zwischen Deutschland und Polen. Wir bemühen uns den Bürgern in Kassel und der Umgebung das Nachbarland Polen mit seinen Menschen, seiner Geschichte und seiner Kultur näher zu bringen. Dies sollte durch Vorträge und Diskussionen zu deutsch-polnischen Themen, durch Lesungen, den polnischen Literaturkreis, Studienreisen und andere Veranstaltungen passieren. Für weitere Vorschläge und Ideen sind wir stets offen.

Laden Sie hier unsere 16-seitge Broschüre mit Informationen zum Deutsch-polnischen Bürgerforum herunter (hier geht's zur ersten Auflage 2020)!

Kontakt

Öffnet ein Fenster zum Versenden der E-MailDr. Sebastian Pietrzak (Sprecher des Bürgerforums)

Öffnet ein Fenster zum Versenden der E-MailKrystyna Götz

Aktuelle Informationen bieten Ihnen die "Polen-Analyse" des Deutschen Polen-Instituts

 


 

Rückblick auf den Workshop "Geschichte im Dialog" in Danzig

Fachkräfteprogramm für die Multiplikatoren der internationalen Jugendarbeit
„Geschichte im Dialog”
23.-27. März 2022 / Europäisches Solidarność Zentrum

Vom 23. bis 27. März fand im Europäischen Solidarność Zentrum in Gdańsk der Workshop „Geschichte im Dialog – ein deutsch-polnisches Fachkräfteprogramm für Lehrkräfte und Fachkräfte aus der außerschulischen Jugendarbeit“ statt. Die Träger des Programms waren die Europa Union Kassel e.V und der Verein „Warto być przyzwoitym“ [„Es lohnt sich anständig zu sein“] aus Gdańsk, die Schirmherrschaft übernahm die deutsche Generalkonsulin, Dr. Cornelia Piper. Die Idee zum Workshop entstand während einer Bürgerreise der Europa Union nach Gdańsk im Herbst 2021. Zu den vielen Begegnungen dort gehörte auch ein Treffen mit Mitgliedern des Vereins „Warto być przyzwoitym“, der sich für das Bekanntwerden des Gedankengutes von Prof. Władysław Bartoszewski einsetzt. Wir wollten gemeinsam den 100. Geburtstag des Professors feiern in dem wir etwas veranstalten, was seine Botschaft von Versöhnung und Völkerverständigung verwirklicht. So entstand die Idee eines deutsch-polnischen Workshops zum Thema „Geschichte im Dialog“. Daran nahmen 34 Personen (jeweils 17 aus Deutschland und Polen) teil, sie wurden begleitet von 2 Dolmetscherinnen, 4 externen
Referent*innen und Zeitzeugen.

Das auf 3 Tage ausgelegte Programm war sehr dicht, was nicht zuletzt am Veranstaltungsort lag. Gdańsk ist eine Stadt in der die Geschichte, insbesondere die Geschichte des 20. Jahrhunderts, greifbar ist. Das erste Highlight erfolgte sofort zu Beginn, als uns der legendäre Gewerkschaftsführer, Friedensnobelpreisträger und ehemalige Präsident Polens Lech Wałęsa besuchte (eine Aufnahme ist hier zu finden)

Anschließend führte Prof. Robert Traba mit einem Vortrag mit dem Titel „Ein Jahrhundert der Extreme. Die Bedeutung der Geschichte im internationalen Dialog“ ins Thema ein. Als Experte für das Thema Erinnerungsorte sensibilisierte er die Zuhörer für die Vielfalt der Perspektiven in Hinblick auf bestimmte geschichtliche Ereignisse, die durch verschiedene Völker als wichtig angesehen und doch unterschiedlich gedeutet werden.

Diese Vielfalt der Perspektiven und Erzählungen wurde bei der Besichtigung der Ausstellung im Museum des 2. Weltkrieges deutlich. Vor allem die Teilnehmenden aus Deutschland berichteten, dass sie viel Neues über den Krieg erfuhren und eigentlich viel mehr Zeit für das Museum bräuchten. Eine besondere Brisanz erhielt dieser Besuch vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine. Eine Teilnehmerin formulierte es so: „War Putin hier und hat eine Checkliste erstellt, was in der Ukraine zu tun ist und arbeitet sie jetzt ab? Mich fröstelt, ich dachte, ich werde über solche Ereignisse nur als über die Geschichte reden und jetzt sind es die Tagesthemen.“

Etwas praktischer wurde das Thema in dem Workshop von Małgorzata Chachaj aufgegriffen. In Übungen und anschließenden Auswertungsgesprächen wurde deutlich, wie sehr die kulturellen Werte die Wahrnehmung und Bewertung verschiedene Ereignisse beeinflussen.

Am zweiten Tag konnten die Teilnehmenden die Impulse aus dem Vortrag von Professor Traba, von den Wahrnehmungen aus der Begegnung mit Lech Walesa sowie die Entdeckungen im Museum des II. Weltkrieges in die Erarbeitung eines Unterrichtsentwurfes in gemischten, deutsch- polnischen Arbeitsgruppen einfließen lassen. Die Arbeitsgrundlage bildete das von der deutsch-polnischen Schulbuchkommission erarbeitete Lehrwerk „Europa. Unsere Geschichte“, Band 4. Die wichtigsten Prinzipien des zukunftsweisenden Geschichtsbuches sind Kontrastivität und Perspektivwechsel. Dadurch entsteht sehr viel Raum für die Meinungsfindung für Lehrer wie Schüler. In den fünf Arbeitsgruppen wurde dieser Raum für einen geradezu leidenschaftlichen Dialog zwischen den polnische Lehrern und den deutschen Studenten und Lehrkräften genutzt. Hier konnte das Verständnis für den jeweils anderen Standpunkt und Erklärungsmuster entstehen. Hier war die Basis für die Entfaltung einer dialogischen Erinnerungskultur im europäischen Kontext spürbar geworden. Die geschickte Einführung in diese Arbeitspause und Moderation in allen Etappen lagen in den Händen des erfahrenen Geschichtsdidaktikers Volker Habermaier.

Am Nachmittag führte Agnieszka Piórkowska, die Leiterin der Bildungsabteilung des Europäischen Solidarność Zentrums durch die Ausstellung, in der das Leben in einem kommunistischen Land, die Geschichte der Solidarność Bewegung und die Ereignisse der Wendezeit dargestellt werden.

Dies war eine gute Vorbereitung für den Abend, an dem wir auf Einladung des deutschen Generalkonsulates in der Tawerna Mestwin bei guter kaschubischer Küche einen sehr persönlichen Bericht von Lech Norbert Kosiak, einem Aktivisten der Solidarność Bewegung in den 80er Jahren, lauschen konnten.

Zum Schluss zeigte Dr. Judyta Bielanowska in ihrem Vortrag „Instrumentalisierung der Geschichte für politische Zwecke“ wie wichtig das Geschichtsbewusstsein für die Identitätsbildung ist und warum es so anfällig für Manipulation ist, wodurch sie eine sehr intensive Diskussion anregte.

Den großen Abschluss bildete das Konzert „Solidarität mit der Ukraine“, das vom deutschen Generalkonsulat in Danzig veranstaltet wurde und zu dem die Teilnehmenden eingeladen wurden.

Das Programm war also sehr intensiv, was die Teilnehmenden einerseits sehr positiv bewerteten, andererseits aber durchaus Erschöpfung signalisierten und baten, es bei einer Fortsetzung auf mehrere Tage aufzuteilen.

Die Teilnehmenden knüpften konkrete Kontakte untereinander, es wurden Pläne für gemeinsame Projekte geschmiedet und die ersten Schritte in diese Richtung sind bereits eingeleitet worden.

Das Projekt wurde durch die Sanddorf Stiftung und das Deutsch-Polnische Jugendwerk gefördert.

 


 

Broschüre mit Informationen zum Deutsch-polnischen Bürgerforum erschienen

Seit 2015 besteht innerhalb der Europa-Union Kassel das Deutsch-polnische Bürgerforum. Das Team um Dr. Sebastian Pietrzak, Krystyna Götz und Bożena Meske stellen sich und ihre Arbeit in einer zwölfseitigen Broschüre vor. Dort erfahren Sie mehr über die Ziele, Partner, Aktivitäten des Bürgerforums, über die Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen, ein deutsch-polnisches Geschichtsbuch und Leseempfehlungen. 

Laden Sie hier unsere 16-seitge Broschüre mit Informationen zum Deutsch-polnischen Bürgerforum herunter (hier geht's zur ersten Auflage 2020).